Stadtkirchen waren um 1600 geistliche und musikalische Zentren: Ihre Chöre begleiteten alle wichtigen Anlässe wie Gottesdienste, Huldigungen und Hochzeiten. Wie das Zusammenspiel zwischen theologischen Vorstellungen, städtischem Repräsentationsbedürfnis und künstlerischem Anspruch die Musikpraxis prägte, ist heute häufig allein aus Inhalt und Materialität der Musikhandschriften erschließbar. Hein Sauers erstmalige Analyse des Gesamtbestands aus dem Pfarrarchiv von Neustadt an der Orla zeigt die vielfältigen Verflechtungen des Repertoires mit den religiösen und sozialen Strukturen einer mitteldeutschen Stadt und deren Musik für Alltag und Feste.